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Das Schlumpfeldumpfel-Universum navigieren

Im letzten Artikel und im Podcast mit Nicole hast du gehört, dass ich keine Kotzbrocken im Leben habe, sondern Schlumpfeldumpfel. Eine Wortschöpfung, um den inneren Umgang, das Mindset und die Haltung gegenüber den Menschen, die einen auf die Palme bringen, zu neutralisieren. Jetzt geht es darum, das Schlumpfeldumpfel-Universum souverän zu navigieren.
 

Einigen dieser Schlumpfeldumpfel bin ich selbst begegnet und gebe zu, dass es ganz viele Charaktere dieser Sorte gibt. Einigen bin ich selbst begegnet, andere traf ich in Erzählungen im Coaching. Schauen wir uns einen kleinen Auszug aus dem Schlumpfeldumpfel-Universum an - mit ein paar konkreten Handlungstipps, die im Prinzip eines gemeinsam haben: konstruktiv, lösungsorientiert und bewertungsfrei bleiben.

Schlumpfeldumpfel-

-Typ

-Verhalten

-Strategie

Neinsager

Neue Idee mit Sätzen wie „Das wird sowieso nicht freigegeben!“ boykottieren

Fokusfrage mit Wahlmöglichkeit

„Welche Mini-Variante davon kriegen wir deiner Meinung nach durch?“

Micro-manager

Unterbricht andere oder nimmt das Zepter in die Hand, weil er ihnen nicht zutraut, etwas zu verändern

Rollenklärung durch Spiegelung seiner Unterbrechung

„Was brauchst du, um die anderen mal machen zu lassen?“

Passive Aggression

Versteckte Bewertung der Handlungen anderer: „So kann man das natürlich auch lösen.“

Meta-Kommunikation und gewaltfreie Kommunikation: „Ich habe das Gefühl, dir passt etwas nicht – magst du mir helfen, das besser zu verstehen?“

Drama Queen

Überwältigtes Klagen wie: „Alles bricht zusammen und ich versuche hier ganz allein die Sache zusammenzuhalten.“

Faktenbasierte Distanzierung: „Was genau ist offen und wer könnte dich unterstützen?“ und „Wie kann ich helfen?“

Choleriker

Lautstarke Meinungsäusserung die häufig wenig faktenbasiert ist: „Was für ein Blödsinn!“

Deeskalation + Spiegelung:

„Ich merke, dir ist das Thema wichtig – Was genau stört dich am meisten?“

Besserwisser

Jeder Prozess wird bemängelt oder jede vorgeschlagene Idee wird vernichtet mit Kommentaren wie „Das haben wir schon in Projekt XY gemacht und es hat nicht funktioniert.“

Reframing

„Wie können wir dein Wissen so nutzen, dass wir die Ideen weiterentwickeln?“

 

Frage dich:

Welchen Typ findest du am anstrengendsten? Eine wertvolle Überlegung dazu: Woran liegt das?

Welche Strategien funktionieren für dich? Ein ergänzender Gedanke dazu: Falls die Strategien dir zu direkt und zu konfrontativ sind, dann geh die Sache anders an - indem du erst einmal nur beobachtest. Oft hilft es, das Muster zu erkennen, innerlich zu benennen und dir für das nächste Mal eine mögliche Reaktion zurechtzulegen. Statt «Was genau stört dich am meisten?», könnte daraus folgender Satz werden: «Ich habe den Eindruck, da ist etwas unstimmig – magst du sagen, was dich gerade beschäftigt?» Wichtig ist: Bleibe im Dialog mit den Schlumpfeldumpfeln – in deinem Tempo!

Im Prinzip gilt es daran zu arbeiten, mit kluger Kommunikation und neutraler Haltung Leichtigkeit in die Situation zu bringen. Denke daran: Es geht nicht darum geht, das Verhalten anderer zu «managen» oder Menschen dazu zu bewegen, sich zu verändern. Es geht darum, dir Raum für deinen eigenen Umgang mit der Situation zu schaffen und vielleicht sogar für beide Seiten neue Möglichkeiten sichtbar zu machen.

Wenn es heiss wird: POP & FREI statt Drama

Zwei einfache Methoden schlage ich gerne vor, um mit schwierigen Situationen produktiv umzugehen – und beide lassen sich sofort im Arbeitsalltag anwenden. Bei beiden Methoden geht es um Selbstregulation.

Wenn du also einen Schlumpfeldumpfel-Moment hast, dann mach POP. Ja, das ist meine Eigenkreation, inspiriert von Achtsamkeit und Selbststeuerung, die besonders dann hilft, wenn man gerne schnell, impulsiv und emotional reagiert. Ein 3-Schritte-Mindset-Shift: Mach POP!

  • P-Pause

Durchatmen, kurz innehalten und nicht sofort reagieren. Ich hole mir in solchen Momenten gerne Kaffee und das lässt sich gut erklären, denn Bewegung aktiviert deinen rationalen Hirnbereich, den präfrontalen Cortex. Andere sortieren ihren Schreibtisch - auch das lässt sich erklären, denn äussere Ordnung kann dabei helfen, Ordnung im Inneren zu schaffen.

Mein Mantra: Weniger Arnold (Schwarzenegger) und mehr Jackie (Chan) - also überlegtes Handeln, statt einfach mitzuballern.

  • O-Orientierung

Während ich gedanklich innehalte (P), fokussiere ich mich darauf, mein rationales Hirn zu aktivieren – und nicht die Amygdala unkontrolliert agieren zu lassen. Denn wenn die Amygdala reagiert, dann sind deine Emotionen präsent - und häufig kannst du beobachten, dass überreizte Menschen gerne ihre Augen schliessen. Im Coaching kann man Anker setzen - und meinen eigenen Beruhigungsanker nutze ich, wenn ich bewusst ruhig bleiben möchte. Ich streiche mir über die Stirn, als ob ich eine Strähne aus dem Gesicht streife, und das ist ein Überbleibsel aus meiner Zeit, als ich lernen wollte, stürmische Reaktionen besser zu kontrollieren. Früher entschuldigte ich mich damit, es sei das Latinablut. Heute sage ich: Es war eine Ausrede - denn Selbstregulation ist anstrengender als einfach zu reagieren.

Frage dich beim Innehalten: «Was passiert hier wirklich?» «Was triggert mich?» «Welches Bedürfnis hat mein Gegenüber?»

  • P-Perspektive

Reframing – mein Lieblingsansatz, denn ein anderer Blick verändert alles. Reframing bedeutet, dass man einer Situation einen neuen Rahmen verpasst, alternative Deutungen sucht und bewusst umstrukturiert, was man denkt.

«Was würde mein künftiges Ich tun?» «Wie kann ich Humor reinbringen?»

Wenn POP dich also wieder zu dir bringt, hilft FREI wieder handlungsfähig zu werden. Ideal bei Neinsagern, Drama-Queens oder sonstigen Meeting-Chaos-Momenten.

  • F-Fokus setzen (Tun: Ziel auf einem Flipchart oder Miro-Board sichtbar machen)

Worum geht es hier gerade wirklich?

Beispiel: Tom, wir sind hier, um die Präsentation für morgen fertigzustellen. Lass uns kurz beim Thema bleiben.

  • R-Ressourcen aktivieren (Tun: Benennen einer Stärke, guten Absicht oder kleinen Erfolgs)

Was funktioniert hier gerade? (Nein, die Amygdala im Vollgas-Modus gehört nicht dazu.) Damit ist gemeint: Was funktioniert zwischen uns und worauf können wir aufbauen? Finde heraus, was trotz allem nützlich oder hilfreich wäre.

Beispiel: Ich sehe, dass du 100%ig dabei bist und dir Qualität wichtig ist. Das ist gut und wird uns helfen.

  • E-Empathie zeigen (Tun: Kurz spiegeln, was du wahrnimmst)

Reframing – mein Lieblingsansatz, denn ein anderer Blick verändert alles.

Was würde mein künftiges Ich tun? Wie kann ich Humor reinbringen?

Beispiel: Ich höre, dass dich das hier aufregt. Was genau macht dir den grössten Stress?

  • I-Impuls geben (Tun: Mini-Test oder konkreten Schritt vorschlagen)

Handlungsunfähigkeit hat einen Gegner: Aktivität. Daher gilt es, einen konkreten Schritt vorzuschlagen - und wenn dir keiner einfällt, dann denk einfach laut darüber nach.

Was wäre ein nächster kleiner Schritt?

Beispiel: Lass uns einen ersten Schritt vorwärts machen. Wir machen für XY deinen Ansatz und für YZ nehmen wir die ursprüngliche Herangehensweise. Danach schauen wir gemeinsam, was besser wirkt, und können das vielleicht auch mal noch jemandem zeigen, um zu sehen, wie das ankommt.

Woher kommen die Leichtigkeit und Innovation mit den Ansätzen?

Anzuerkennen, dass Kommunikation ein wunderbarer Ansatz ist und oft auf die Ursache von Missverständnissen verweist, ist sicherlich ein erster guter Schritt. Denn wir werden Schlumpfeldumpfel nie ganz vermeiden. Wir können allerdings lernen, mit ihnen so umzugehen, dass wir unsere Energie nicht verlieren. POP bringt Leichtigkeit zurück, und FREI öffnet den Raum, in dem Innovation und Ideen entstehen können.

Leichtigkeit entsteht durch:

  • Stressabbau: POP verhindert Eskalation
  • Humor: Schlumpfeldumpfel-Figur erlaubt, Dinge leichter zu sehen
  • Sprache: von Müssen zu Wollen und von Fehler zu Feedback
  • Leichtigkeit heisst: Wir nehmen das Verhalten ernst, aber uns selbst nicht zu ernst.

Innovation entsteht durch:

  • Energie freisetzen: FREI verhindert, dass Drama & Neinsagerei das Meeting blockieren
  • Impulse geben (FRE-I): Kleine Experimente, Mini-Tests und Lernschleifen lösen bei anderen den gleichen Effekt aus.
  • Team einbinden: Ressourcen aktivieren führt zu mehr Ideenquellen
  • Innovation heisst: Wir kommen trotz Widerstands ins Handeln und Ausprobieren.
Leichtigkeit entsteht nicht trotz der Konflikte, sondern durch deinen Umgang damit

Denn ich bin überzeugt: Es geht nicht darum, schwierige Menschen zu «therapieren» oder Teams dazu zu bewegen, Fehlverhalten nicht anzusprechen. Es geht darum, im Sinne der Kollaboration den anderen Menschen sein zu lassen, der sich mit Ecken und Kanten auch mal daneben benimmt. Es geht darum, Verantwortung für unsere Reaktionen zu übernehmen und Kommunikation bewusst zu gestalten. Raus aus dem Reiz-Reaktions-Modus und rein in die Selbstregulation – besonders dann, wenn es emotional wird.